Vor einiger Zeit sah ich mir ein paar Videos über unseren nördlichen Nachbarn Irland an. Beiläufig erwähnte der Kommentator, dass es bei Bauvorhaben in Irland einen staatlich Beauftragten für Elfen, Trolle und ähnliche Wesen gibt und dass dieser, bevor gebaut wird, quasi sein Einverständnis geben muss.

In Frankreich, Brasilien und auch anderen Ländern gibt es staatliche Meldestellen für UFOs und Paraphänomene, die in aller Ernsthaftigkeit betrieben werden und wo geforscht wird.
Nun, was ist von solchen Dingen zu halten?

Die unsichtbare Welt und ihre Phänomene

Als Theologe und Person, die seit vielen Jahren im geistlichen Dienst unterwegs ist, kann ich nicht behaupten, dass es keine Phänomene der sogenannten „unsichtbaren“ Welt gäbe. Mir sind zu viele Menschen über den Weg gelaufen, die mir in der Seelsorge ihr Herz ausgeschüttet haben und dabei teilweise sehr extreme „geistliche Wahrnehmungen“ erfahren hatten – Erfahrungen, zu denen der klassisch derzeit vorherrschende Rationalismus nichts beizutragen hat. In diesen Fällen mussten andere Disziplinen her: geistliche Disziplinen und sozusagen „Organe des Immateriellen“.

Es gibt eben mehr zwischen „Himmel und Erde“, als man sehen oder mit dem Verstand erklären kann. Dies gilt sowohl für die Existenz eines Gottes als auch für Geschöpfe, die wir – ausgehend von der Bibel – „Engel“ nennen. Es leuchtet nicht unbedingt ein, diese Phänomene „nur“ als Bildsprachen, Einbildungen oder Psychoschäden zu kategorisieren. Das wäre ähnlich wie beim Thema zeitgenössischer Prophetie und Schauungen.

Zwischen Rationalismus und Esoterik

Man kann sich rein rational und materialistisch den Phänomenen entziehen (frei nach dem Motto: „Ich glaube nur, was ich sehe und erklären kann…“). Dies stellt jedoch eine recht vereinfachte Lebensmaxime dar, die mehr über die Faulheit und Beschränkung dessen, der dies postuliert, aussagt.
Man kann sie andererseits esoterisch und spirituell überhöhen oder sie theologisch undifferenziert „dämonisieren“. Leider leben wir in einer Zeit der Vereinfachungen, in der man sich gerne der Mühe entzieht, Dinge einzeln anzuschauen und eine Einzelfallwürdigung vorzunehmen. Frei nach der Maxime „Einheitsgröße“ (one size fits all) geht man nicht auf komplexere Themen wie dieses ein.

Die Frage des Weltbilds

Die Frage, die sich hier stellt, betrifft das Weltbild, das ich oder die Leserschaft habe. In der sogenannten westlichen Welt hat man sich auf den materialistischen Rationalismus geeinigt. Doch genügt dieser überhaupt, um eine Erklärung und Deutung zu liefern, die ausreichend ist, um den Phänomenen des Lebens und den großen Fragen zu begegnen? Fragen, die zutiefst im Menschen angelegt sind und nach besseren Antworten verlangen.

Leider ist im Protestantismus nach Bultmanns unsäglicher Existentialtheologie das Mysterium weitestgehend getötet worden. Dieser Teil der Kirche hat sich dem reinen Diesseits unterworfen und kann folglich am Diskurs nur bedingt teilnehmen. In der römisch-katholischen Kirche wurde das Mysterium und alles damit Verbundene schrittweise seit der Renaissance verdrängt und nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil vollends geopfert.
Vielleicht gibt es in der Orthodoxie und in den neueren pfingstlichen Traditionen noch ein Verständnis der Mystik und des Geheimnisses des Lebens sowie der Vielfalt der Schöpfung – bis hin zu den damit verbundenen Phänomenen, die hier erwähnt werden.

Was sagt die Bibel?

Die Bibel, als allgemein anerkannte Autorität in kernchristlichen Kreisen, spricht sowohl von sichtbaren als auch unsichtbaren Welten. Sie erwähnt den Geist des Menschen, eine Seele, Cherubim und Seraphim – Wesen, die keine „Allerweltsengel“ sind, sondern schirmende Geistwesen. Sie spricht von Dämonen, unreinen Geistern, bösen Geistern, Engelsmächten über Nationen (z. B. im Buch Daniel), Geschöpfen mit Augen und Rädern (Hesekiel), Engelsmächten, die Winde halten (Offenbarung) – die zumindest als Elementarwesen bezeichnet werden könnten.

Es wird auch von Toten gesprochen, die beschworen werden, wie im Fall des Propheten und Richters Samuel (1. Samuel 28). Und dann gibt es noch die in 1. Mose 6 erwähnten Engelmächte, die sich mit Menschentöchtern einließen, aus denen Riesen hervorgingen.

Bereits nach biblischem Befund gibt es also außer der sichtbaren eine unsichtbare Schöpfungswelt mit eigener Ordnung und eigenen Gesetzen. So klingen etwa in Psalm 104,3–5 Elementarverbindungen der Engelwesen Gottes an, wie Johannes von Damaskus sie in seinem Werk „Darlegung des orthodoxen Glaubens“ ausdeutet:
„Du fährst auf den Wolken wie auf einem Wagen und kommst daher auf den Fittichen des Windes, der du machst Winde zu deinen Boten und Feuerflammen zu deinen Dienern; der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden, dass es bleibt immer und ewiglich.“ (Psalm 104,3–5)

Geistliche Vielfalt und materialistische Enge

Die Bibel, frühkirchliche und jüdische Traditionen sowie apokryphe Schriften wie das Buch Henoch bieten aufschlussreiche Ansätze, sich den Phänomenen von Natur- und Elementarwesen zu nähern. Sie beschreiben deren Erscheinungsform, Funktion und Beschaffenheit.

Doch die vorherrschende materialistische und rein rationalistische Denkweise neigt dazu, alle anderen Deutungen lächerlich zu machen oder abzulehnen. Meine Prognose: Da sich die Gesellschaft zunehmend für Neuheidentum, Magie, Spiritualität und die damit verbundenen Phänomene öffnet, wird sich die Kern-Kirche Jesu neu mit den Geheimnissen des Lebens und der Schöpfung beschäftigen müssen.

Der Auftrag der Kirche

Die Kirche wird nicht umhinkommen, diese Themen theologisch fundiert und kompetent zu behandeln. Es gilt anzuerkennen, dass der Schöpfer eine große Vielfalt geschaffen hat – sowohl in der sichtbaren als auch in der unsichtbaren Welt. Diese geistlichen Tatsachen zu ignorieren, wird weder der Kirche noch der Menschheit gerecht.

Wenn dieser wichtige Schritt getan ist, kann die Kirche die Ordnung und den Zweck dieser Wesen klären und herausfinden, wie und ob wir mit ihnen umgehen sollen. Nehmen wir diese Fragen ernst – zum Wohl der Gemeinde und zur Ehre Gottes.